Wewer-EDITION
Bücher über Wewer und Umgebung
Vergessene Fakten werden zu spannenden Geschichten.
In unterdes acht Wewer-Bänden sind Themen rund um Wewers Geschichte – vom Mittelalter bis in die Gegenwart – verarbeitet und wird das Leben früherer Generationen erfahrbar. Mit Quellenangaben und vielen bisher unveröffentlichten Abbildungen stellt
Isa Freifrau von Elverfeldt, Ur-Weweranerin als geb. Freiin von und zu Brenken, ihre jahrzehntelangen Forschungen vor.
In drei weiteren Bänden macht Bernhard Sill das Werk der Wewerschen Lyrikerin Elisabeth Poganiuch-Flören zugänglich.
Auch der Theologe Professor Dr. Bernhard Sill ist gebürtiger Weweraner.
Alle Veröffentlichungen sind erhältlich bei Nicolibri, Alter Hellweg 28, 33106 Paderborn-Wewer, buecher@nicolibri.de.
Die Geschichte
… von Gut Warthe
Das Bild aus dem 19. Jhdt. zeigt einen noch beladenen Wagen mit Glaswaren aus Siebenstern bei Bad Driburg. Der Wagen hat vor dem Reisestall des Hofes ausgespannt, während sich ein Wanderer auf der Straße zum Gast- und Gutshaus und angrenzendem Zollhaus begibt, dessen Schranke geöffnet ist.
Wie alt ist Gut Warthe?
Der Name des Gutes Warthe führt zurück auf die Warttürme in der mittelalterlichen Landwehr rund um Paderborn, von wo aus die Stadt Paderborn vor feindlichen Angriffen geschützt wurde. Die Landwehr bestand auch bei Gut Warthe aus mehreren undurchdringlichen, mit geknickten Dornensträuchern, den sogenannten Knicks, bewachsenen Wällen und beidseitig angelegten Gräben, die nur an bestimmten Durchlässen zu passieren waren. Das konnten Archäologen bei ihrer Grabung im Jahr 2008 im ehemaligen Gutsgarten nachweisen. Die Lage der ehemaligen Landwehr nördlich von Gut Warthe ist noch heute durch die im Frühjahr strahlend blühende Weißdornhecke zu erkennen.
Nachdem der Hellweg als wichtige Handels- und Heerstraße vermutlich seit dem 14. Jahrhundert vom Wartturm aus überwacht worden war, wurde der Turm in preußischer Zeit, in den 1820er Jahren, abgerissen und das Bruchsteinmaterial zum Bau der Stallgebäude verwendet.
Der Alte Hellweg bildet hier das Kernstück einer sehr alten Heer- und Handelsstraße, die als große West-Ost-Verbindung des europäischen Nordens den Güteraustausch zwischen Flandern und dem Baltikum bzw. Russland vermittelte und als „via regia“, im Gegensatz zu nur lokalen Verbindungen, unter dem besonderen Schutz der Könige stand. Die Stadt Paderborn widmete der berühmten Straße im Jahr 2008 eine große Ausstellung unter dem Titel „Eine Welt in Bewegung“, um auf die wenig bekannte Dimension des mittelalterlichen Reiseverkehrs aufmerksam zu machen. Der historische Alte Hellweg hatte mitten durch den Hof von Gut Warthe geführt, was diesem mit seinem Wirtshaus zusätzlich eine ganz besondere Bedeutung verliehen hatte.
Die Zeichnung zeigt eine Skizze des Gutes, die später als Vorlage für das obige Gemälde diente.
Wem gehört Gut Warthe heute?
Ursprünglich hatte sich das zu beiden Seiten des Hellwegs gelegene Gut Warthe zur Hälfte im Eigentum des Paderborner Domkapitels befunden und je zu einem Viertel im Eigentum des Fürstbischofs und des Abdinghofklosters. Im Jahr 1583 wird erstmals ein Johannes Jakobs aus Wewer als Besitzer genannt. 1844 geht das Gut in den Besitz von Hermann Freiherr von und zu Brenken, über den es in ungebrochener Reihe auf die jetzige Besitzerin Isa Freifrau von Elverfeldt, geb. Freiin von und zu Brenken aus Wewer überging.
Die Jakobs’sche Zeit
Unter der Familie Jakobs, einer bedeutenden weweraner Bauernfamilie, erlebt Gut Warthe eine Blütezeit. Die besondere Lage an der alten Handels- und Heeresstraße macht das Gasthaus weithin bekannt.
Besonders zu Messezeiten machen unzählige durchreisende Händler auf der Warthe Rast. So sollen die Pferdewagen in einer Schlange von 100 Metern vor dem Gasthaus gestanden haben. 20 Pferde hätten bereitgestanden, um den Gästen Vorspanndienste zu leisten. Auch hätte der tüchtige Wirt Jakobs, der zur Messezeit nachts in der Wirtsstube auf einer Holzbank geschlafen habe, um jederzeit für seine Gäste bereit zu sein, einmal einen französischen Kaufmann bis nach Warschau begleitet. Holländer, Engländer und Franzosen seien im Gasthaus eingekehrt, das in Frankreich unter dem Namen „Aupres de la Tour“ (Am Turm) bekannt gewesen sei. Als ungebetener Gast nahm dagegen 1646 der schwedische General Wrangel hier Quartier. Und am 23. März 1759 sollen auf der Warthe 4.000 Mann des französischen Generals Contades gelegen haben.
Durch unglückliche familiäre Umstände gerät der Familie das Gut jedoch aus der Hand und es kommt schließlich zum Verkauf an den Freiherrn von Brenken.
Die drei Gebäude zur Zeit der Familie Jakobs sind bezeichnet als das alte Wohnhaus, das neue Wohnhaus und die Scheune. Oben im Bild (im Süden) geht eine Wegeverbindung nach Wewer ab. Mit Neutrassierung des Hellwegs in rot. (LWL 406-Karte 6Pa. Ausschnitt aus der „Karte der Strecke zwischen der Warthe bis Salzkotten“ in Süd-Nordausrichtung, datiert auf 1818.)
Übersichtskarte der Gemeinde Neuhaus 1829/30. Residenzmuseum Schloss Neuhaus. Jakobs auf d. Warte, im Norden umgeben von Hutung (Stadtbruch). Die Bezeichnung Ringelsbruch taucht westlich der jetzt Kluswiese genannten Fläche auf. Als Doppelstrich ist die nördliche Landwehr zu erkennen. Rechts die Waldfläche Ikerloh.
Der alte Wartturm
Möglicherweise gibt der kleine Kreis innerhalb der Hofgebäude auf einer Karte von 1829 einen Hinweis auf die Frage nach dem geheimnisvollen Turm. Jedenfalls wurden seine Reste zu dieser Zeit abgerissen und als Baumaterial für neue Gebäude verwendet.
Der nun entstehende Gebäudekomplex, der zusammen mit dem wewerschen Schloss- und Burgbereich zu den ältesten erhaltenen Hofanlagen Wewers gehört, genießt zu Recht großes Interesse. Er steht seit 1984 offiziell unter Denkmalschutz.
Die Schlüter’sche Zeit
Nach dem Kauf durch den Freiherrn von Brenken im Jahr 1844 wird das Gut durch Pächter bewirtschaftet. Von 1884 bis 1960 ist dies in mehreren Generationen die Familie Schlüter, die den Hof zu einem Mustergut im Kreis Paderborn macht.
Der Wirtshausbetrieb wird wohl noch bis 1918 fortgeführt. In die Zeit der Familie Schlüter fällt der Zweite Weltkrieg, als Gut Warthe kurz vor Kriegsende noch in die Kämpfe um Paderborn gerät. Die Gebäude erleiden dabei schwere Schäden, besonders am Alten Schafstall und dem sogenannten Reisestall.
Die Ansichtskarte von 1904 zeigt den Arbeitsbeginn auf dem Hof. Rechts im Bild scheint es unterdes einen Strommasten zu geben. (Altertumsverein, Sign.03.03.1.)
Postkarte – Grüße von der Warthe bei Paderborn
Das älteste Gebäude
Das Zoll- oder Barrierehaus stammt vermutlich aus der Zeit um 1800 und ist damit das älteste der jetzt noch vorhandenen Gebäude auf Gut Warthe und gleichzeitig auch das einzige erhaltene Gebäude dieser Art im Kreis Paderborn. Dort wohnt bis 1874 ein Chausseegeldeinnehmer, der den Schlagbaum bedient, wie noch auf dem Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zu sehen ist.
Das hübsche Fachwerkhaus wird im Jahr 1998 durch eine grundlegende Instandsetzung vor dem Verfall gerettet und ist nun das Wahrzeichen von Gut Warthe. Die Restaurierung erfolgt in alter Handwerkstechnik und zeigt im Inneren mit möglichst viel Originalmaterial die Bauweise mit luftgetrockneten Ziegeln, Kalkputz und Eichenfachwerk.
Gut Warthe. Der Eingang zum Guts- und Gasthaus liegt noch ebenerdig. Im Hintergrund links das Zoll- oder Barrierehaus. Rechts der Reisestall.
Das Zollhaus zwischen Gutshaus und linkem Stallgebäude in romantischer winterlicher Sicht von der Hofseite aus.
Das Güldenpfennig’sche Gutshaus
Auch das Gutshaus stellt etwas Einzigartiges dar. Es ist der einzige erhaltene Profanbau des Architekten Arnold Güldenpfennig, der sonst überwiegend durch Kirchenbauten bekannt ist. Hermann Freiherr von und zu Brenken lässt durch ihn im Jahr 1878 das heutige Gutshaus in ungewöhnlich aufwendiger Art bauen. 1899 werden die obere Etage und das Dach noch einmal umgebaut.
Das damals neue Gutshaus liegt mit seiner Veranda noch auf derselben Höhe wie die ab 1803 ausgebaute Chaussee und lädt weiterhin in die „Schankwirtschaft zur Warthe“ ein, worauf ein Wirtshausschild hinweist. Serviert wird in der Gaststube, im Saal des 1. Stockwerks und im Garten.
Aber das Gutshaus ist auch aus anderem Grund etwas Besonderes: Es gehört zu den ganz wenigen erhaltenen historischen Gasthäusern an Fernstraßen.
Zwar ist das Gutshaus durch die immer mehr heranrückende Bundesstraße zu Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr bewohnbar, doch kommt es durch den Einzug der Galerie Kafsack mit ihren kulturellen Veranstaltungen noch einmal zu neuem Leben. Jetzt finden sich dort verschiedenen Kanzleien und Büros mit einem weiten Blick bis nach Paderborn.
Das Güldenpfennig’sche Gutshaus von 1878.
Gutshausfront von 1878 mit Wirtshausschild „Schankwirtschaft zur Warthe“. Links sind über dem Fenster Butzenscheiben zu erkennen.
Das restaurierte Gutshaus von 1899 mit der alten Weide im Schnee.
Das Treppenhaus im Gutshaus vor der Renovierung.
Die Wirtschaftsgebäude
Das linke Stallgebäude wird im 19. Jahrhundert aus verschiedenen Einzelgebäuden zu einem einheitlichen Gebäudetrakt zusammengefügt und dient der Pächterfamilie Schlüter für die Tierhaltung. Als der Strukturwandel in der Landwirtschaft in den 1960er Jahren dann für die Beendigung der Hofbewirtschaftung sorgt, werden auch die Wirtschaftsgebäude seit den 1970er Jahren zu anderen Zwecken genutzt. Das Stallgebäude wird aufwendig restauriert und ungefähr ab dem Jahr 2000 durch die gastronomische Nutzung wieder mit Leben gefüllt – als gastlicher Ort wie schon in früheren Zeiten.
Der alte Reisestall auf der rechten Seite wird nach den Kriegsschäden 1946/47 durch einen Neubau ersetzt und in den 2000er und 2020er Jahren zu Büro- und Wohnnutzung ausgebaut. Der alte Schafstall an der Stelle des jetzigen Hügels ist nach dem Kriegsbeschuss nicht mehr zu retten.
Der Hof zur Schlüter’schen Zeit. Im Hintergrund der im 2. Weltkrieg schwer beschädigte alte Schafstall, der später (vor 1965) abgerissen wurde.
Der Gutshof im Jahr 2011. Rechts das Wirtschaftsgebäude mit der Gastronomie.
Die Warthe-Schützenkompanie
Die Warthe-Schützenkompanie ist in besonderer Weise mit Gut Warthe verbunden, wofür eine Abbildung des Gutshauses auf der Schützenfahne steht.
Mit der Namensgebung im Jahr 1993 begann eine enge Verbindung, wozu im Text zum Marsch der Kompanie an die lange Geschichte der Warthe erinnert wird und sich die Schützen die Beständigkeit des Gutes Warthe als Beispiel nehmen.
Die Schützen begleiteten nicht nur die Einweihung des Kreuzes sondern waren auch bei verschiedenen Messfeiern dabei, die im Rahmen heimatkundlicher Veranstaltungen im dazu renovierten ehemaligen Pferdestall stattfanden und die damit großen Anklang bei der umliegenden Bevölkerung fanden.
Ein besonderes soziales Engagement der Warthe-Schützenkompanie hatte es bereits Jahre zuvor gegeben, als die Schützen im früheren Landarbeiterhaus eine Wohnung für ehemalig obdachlose Männer hergerichtet hatten. Männer unterschiedlichen Alters waren dort in einer Wohngruppe auf die Rückkehr in ein eigenständiges Leben vorbereitet worden.
Ein Gutshof an einer Straße
Die Straße rückt immer näher, doch der so geschichtsträchtige Hof soll unter keinen Umständen – wie so viele andere Anlagen vor ihm – durch Leerstand untergehen. So wird im Jahr 1985 mit der Birnenallee eine ungefährlichere Zufahrt geschaffen, während die Hofansicht optisch durch eine Hecke abgeschirmt wird.
Eigentümerin und Denkmalbehörde halten daran fest: Die historisch so bedeutsame Anlage darf nicht aufgegeben werden! Das Gutshaus wird renoviert und vor dem Verfall gerettet.
Neue Gefahr für den Hof
Sowohl bei den Schäden durch den Beschuss zu Ende des 2. Weltkriegs als auch bei den Nutzungseinschränkungen durch die nahe Bundestraße konnten immer wieder Lösungen zum Erhalt des Gutes gefunden werden. Was aber wirklich zum Untergang von Gut Warthe hätte führen können, war der Traum des Straßenbauers Heinz-Jürgen Gensicke mit der Versenkung der Bundesstraße, ein Traum, der über Jahre zum Albtraum wird. Weil für den geplanten Betonmittelstreifen an der Straßenbreite ein Meter fehlt, verwandelt Gensicke das Gebiet in eine gigantische Baustelle – einige Meter tiefer als die Gutsgebäude, ohne Rücksicht auf deren Standfestigkeit: im Wissen um die unreife Vorplanung ohne Bodenuntersuchungen zum Schutz der historischen Gebäude, im Wissen auch um fehlendes technisches Personal für die Durchführung.
Es bleibt der Eigentümerin in jahrelanger juristischer Auseinandersetzung, den bürgerfeindlichen und überforderten Landesbetrieb Straßen NRW zu Sicherungsmaßnahmen und Planungskorrekturen zu zwingen.
Dass nach der aufwendigen Restaurierungsphase der Hof dann durch die unüberlegte und gefährliche Tieferlegung der B 1 in den 2010er Jahren nicht doch noch untergeht, ist auch der Unterstützung und dem Engagement so vieler, angesichts dieses brutalen Angriffs auf die heimische Kulturlandschaft fassungslosen Bürger und Vereine zu verdanken. Doch es bleibt als Tatsache, dass das zu Wewer gehörende Gut von dort aus nicht mehr zu sehen ist.
Eine Reportage dieses 10 Millionen Euro – Albtraums, der über Jahre die Medien beschäftigt und der auch durch der Beteiligung der Lokalpolitik zum „Wewerschen Skandal“ wird, findet sich – diesmal in eigener Sache – im neuen Wewerband der lokalhistorisch publizierenden Eigentümerin Isa Freifrau von Elverfeldt.
Der Wewer Band VIII aus der Wewer-EDITION beschäftigt sich mit den Themen Gut Warthe, Naturschutzgebiet Ziegenberg und Kirche St. Johannes -Baptist zu Wewer. Er ist erhältlich in der Wewerschen Buchhandlung Nicolibri.
Vielfältige Natur
Die historische Situation der Landwehrhecken, Gräben und Teiche auf der nördlichen Seite der B 1 und nicht zuletzt die verbliebenen uralten Obstbäume sorgen für viele Auflockerungen innerhalb der landwirtschaftlichen Flächen, die dem Auge gut tun. Ergänzt sind die vorhandenen kleinflächigen Strukturen im Hofbereich nicht nur durch die Anlage der Birnenallee, durch Flieder und viele Rosenbüsche und Rambler, die den Hof zu einer Gartenlandschaft machen, sondern auch durch die vielen Wildkirschen, Nussbäume, Esskastanien, Weinranken und den blühenden Efeu als ganzjähriges Angebot für eine vielfältige, artenreiche Vogel- und Insektenwelt.
Galerie
Purino
die kinderfreundliche Gastronomie auf Gut Warthe
Das Gefühl der Geborgenheit und Herzlichkeit hat im Italien der 60er und 70er Jahre eine große Rolle gespielt. Das heißt, es wurde an großen Tischen zusammen mit Familie und Freunden gelacht, geredet, getrunken und gegessen. Man konnte in die „andere Welt“ eintauchen, den Stress vergessen und bei guten Freunden ungezwungen genießen. Dieses Erlebnis haben wir aufgenommen und es uns zur Aufgabe gemacht, dieses Lebensgefühl im PURiNO wieder zum Leben zu erwecken. Dazu kommt, dass wir nach ursprünglicher italienischer Küche ausschließlich frisch mit natürlichen Gewürzen und Zutaten kochen. Unsere handgemachte Pasta aus eigener PURiNO-Manufaktur und unsere Steinofenpizza wird noch nach ursprünglicher, traditioneller Rezeptur hergestellt – natürlich nur aus Naturprodukten. Bei uns im PURiNO sind natürlich auch Bambini herzlich willkommen! Zudem ist das Gut Warthe am Paderborner Fahrradnetzwerk angeschlossen und bietet separate Räume für größere Gruppen, um Geburtstage oder Hochzeit zu feiern.
Paderborn Gut Warthe
Salzkottener Straße 64
33106 Paderborn
05251-184 23 55
Gut Warthe
Salzkottener Straße 56-66
33106 Paderborn-Wewer