Der Name des Gutes Warthe führt zurück auf die Warttürme in der mittelalterlichen Landwehr rund um Paderborn. Von dort aus wurde die Stadt Paderborn vor feindlichen Angriffen geschützt.

Wartturm Die Landwehr bestand auch bei Gut Warthe aus mehreren undurchdringlichen, mit Dornensträuchern (den Knicks) bewachsenen Wällen und beidseitig angelegten Gräben, die nur an bestimmten Durchlässen zu passieren waren. Das konnten Archäologen bei ihrer Grabung im Jahr 2008 im ehemaligen Gutsgarten feststellen. Die Lage der ehemaligen Landwehr nördlich von Gut Warthe ist im Frühjahr durch die prächtig blühende Weißdornhecke schon von weitem zu erkennen. Vom Wartturm aus wurde der Hellweg, als wichtige Handels- und Heerstraße, vermutlich seit dem 14. Jahrhundert überwacht. Unser Turm wurde in den 1820iger Jahren abgerissen und das Bruchsteinmaterial zum Bau der Stallgebäude verwendet. Das Geheimnis seines genauen Standortes ist bis heute ungelüftet, die Suche dauert noch an.

Ursprünglich befand sich das Gut Warthe zur Hälfte im Eigentum des Paderborner Domkapitels und je zu einem Viertel des Fürstbischofs und des Abdinghofklosters. Aber auch die Herren von Brenken waren daran beteiligt, indem sie vom Wartemeier als „Weinkauf“ einen Goldgulden und drei Taler erhielten.

Im Jahr 1583 wird erstmals ein Johannes Jakobs aus Wewer als Besitzer des Gutes genannt. Die Familie Jakobs brachte es zu großem Ansehen und Wohlstand und nannte um 1700 bereits sechs große Wewersche Bauernhöfe ihr eigen: neben dem Warthehof den Weiken-, Volmers-, Paggels-, Pulsen- und den Steffenshof.

Doch 1821 begann der Niedergang der Familie, als der Sohn Johann Friedrich Jakobs mit 29 Jahren starb. Er hinterließ eine junge Witwe mit einer Tochter, die von ihrem Schwiegervater zur Aufgabe ihrer Rechte gedrängt wurde. Er selbst heiratete noch einmal eine junge Kellnerin und brachte das Gut aus der Familie. Der nächste Eigentümer, Hermann Kirchhoff, verkaufte es schließlich im Jahr 1844 an den Freiherrn Friedrich Carl von und zu Brenken. Seitdem ist es ununterbrochen verpachtet und hat auch schwierige Zeiten immer wieder überstanden.

Seit 1881 wurde der Hof in mehreren Generationen durch die Pächterfamilie Schlüter bewirtschaftet, durch die es wieder zu einem Mustergut im Kreis Paderborn wurde. Unter Hermann Freiherr von und zu Brenken, dem Sohn des Friedrich Carl, entstand 1878 das heutige Gutshaus. Architekt war der berühmte Dombaumeister Güldenpfennig, von dem mit dem Warthe-Gutshaus nur ein einziges nicht-kirchliches Bauwerk erhalten ist.

Das damals neue Gutshaus lag mit seiner Veranda noch auf derselben Höhe wie die ab 1803 ausgebaute Chaussee und lud weiterhin in die „Schankwirtschaft zur Warthe“ ein, wie das Wirtshausschild zeigte. Serviert wurde in der Gaststube und im Saal des 1. Stockwerks, ebenso wie im Sommer im gepflegten Garten auf der anderen Seite der Chaussee, wie eine alte Postkarte das bekannte Paderborner Ausflugsziel zeigt. Noch lange stand hier auch ein kleines Fachwerkhaus mit hübschem Balkon.

Doch zuvor hatten schon Generationen der Jakobsmeier ein Gasthaus für die Reisenden des Hellwegs betrieben. Der große Reisestall, der auf dem Gemälde des 19. Jahrhunderts einen Wagen mit Glaswaren aus Siebenstern bei Bad Driburg zeigt, bot dabei den Pferden Unterkunft. So machten hier Reisende aus aller Herren Länder Rast auf ihren Wegen zu den Messen zwischen Frankreich und Warschau. Zur Zeit der Leipziger Messe war das Haus überfüllt und der Wirt leistete mit 20 Pferden Vorspanndienste auf weiten Strecken. In Frankreich war das Gasthaus unter dem Namen „Auberge aupres de la Tour“ (Gasthaus am Turm) bekannt. Und es wird berichtet, dass es auch ein französischer Kaufmann war, der einmal von Jakobs bis nach Polen gefahren wurde.

Im Zollhaus oder Barrierehaus wohnte bis 1874 ein Chausseegeldeinnehmer, der den Schlagbaum bediente, wie auf dem Gemälde aus dem 19. Jahrhundert noch zu sehen ist.

Alte Postkarte Das hübsche Fachwerkhaus wurde im Jahr 1998 durch eine grundlegende Instandsetzung vor dem Verfall gerettet und ist nun das Wahrzeichen von Gut Warthe. Die Restaurierung erfolgte in alter Handwerkstechnik und zeigt im Inneren mit möglichst viel Originalmaterial die Bauweise mit luftgetrockneten Ziegeln, Kalkputz und Eichenfachwerk.